Das Fort Kugelbake

FORT KUGELBAKE

Niedersachsen, Kreis Cuxhaven, CUXHAVEN, Kurteil Döse, direkt an der Kugelbake

Das Fort Kugelbake

FORT KUGELBAKE

Lage:
Niedersachsen, Kreis Cuxhaven, CUXHAVEN, Kurteil Döse, direkt an der Kugelbake (dem Wahrzeichen Cuxhavens), dort wo die Elbe in die Nordsee mündet.

Beschreibung des Bauwerkes:
Das Fort Kugelbake wurde von 1869-1879 auf Betreiben Preußens in Cuxhaven an exponierter Stelle gebaut und mit Geschützen schweren Kalibers bestückt. Das Fort präsentiert sich als pentagonaler Baukörper mit Wall und Kehlgraben, dessen Form in etwa denen der Großforts jener Tage entspricht, wie sie in Deutschland nach 1871 dank der französischen Reparations-Milliarden aus dem Boden sprossen.

Es besteht aus:
Torbereich mit Torverteidigung und Brücke
Torpoterne
Kasematten
Mitteltraverse
doppelter Kehlgrabenwehr
Schultergrabenwehr
zwei Kanonengängen mit jeweils fünf Kanonenständen
elf Würfeltraversen
Flankenbatterie
Mannschaftsunterkunft der Flak
Munitionsbunker
Scheinwerferstand
Ausdehnung: West / Ost ca. 250 m, Nord / Süd ca. 150 m.
Gesamtes Areal mit Kehlgraben ca. 5 ha.

Kurze Geschichte:
1870
Die Grundsteinlegung erfolgte am 28. Mai 1870. Kaum war mit dem Bau des Forts begonnen worden, brach der deutsch-französische Krieg aus. Innerhalb kürzester Zeit entstanden vier weitere provisorische Batterien in Cuxhaven.

Das Fort Kugelbake selbst wurde zunächst aus Zeitgründen nicht in der begonnenen Ziegelbauweise weitergebaut, sondern mit Erdaufschüttungen und Holzbauten in verkleinerter Form fertiggestellt. Die Kugelbake und der für die Baumaßnahme errichtete Anleger wurden abgebaut, um feindlichen Schiffen die Orientierung zu nehmen.

1871
Waffenstillstand mit Frankreich! Der Bau des Forts wurde fortgesetzt. Die Erdaufschüttungen wurden abgetragen und das Fort in der ursprünglichen Form vollendet.

1879
Am 8. August war es dann endlich soweit: das Fort Kugelbake wurde nach der Aufstellung von zehn 28 cm Ringrohr-Kanonen einsatzbereit.

1893-1908
Zur Verbesserung des Küstenschutzes wurden nach dem Einzug der Marine-Artillerie-Abteilung in Cuxhaven sieben weitere Befestigungsanlagen entlang der Cuxhavener Küste gebaut. Das Fort war bis dahin von preußischen Einheiten nach Bedarf belegt. Nachdem die Festungsbauten in Cuxhaven infolge des Baus des Nord-Ostsee-Kanals einen militärstrategisch höheren Stellenwert erreichten und die preußische Armee ihre Einrichtungen an die Kaiserliche Marine übergeben hatte, stimmte der Reichstag der Gründung einer Marinegarnison und dem Bau einer Kaserne in Cuxhaven zu.

1911
Bei einer Baumaßnahme für die Aufstellung eines 2 m Scheinwerfers wurde die Spitzengrabenwehr des Forts teilweise entfernt, um einen Bunker aus 2-3 Meter dicken Stahlbetonwänden zu errichten. Dort wurde der für die damalige Zeit größte Scheinwerfer der Welt untergebracht. Die Lichtbogenlampe von Siemens-Schuckert erreichte eine Lichtintensität von 318 Millionen Normalkerzen, konnte 4,5 km weit scheinen und wurde von vier 20kw-Motoren betrieben.

bis 1913
Die in den Kasematten untergebrachten Soldaten litten unter den schlechten klimatischen Bedingungen. Die Munition musste vor herabtropfenden Wasser mit Segeltuchplanen geschützt werden. 1913 wurde die Besatzung des Forts in einem neu erstellten Gebäude vor dem Wallgraben untergebracht. Gleichzeitig baute man eine Entwässerungsleitung vom Wallgraben zur Elbe, nachdem Pumpen innerhalb des Forts den Grundwasserstand nicht ausreichend regulieren konnten. Dennoch war das Fort weiterhin so feucht, dass Holzroste auf die Fußböden gelegt werden mussten.

1914, 1. Weihnachtstag
Luftangriff auf den Zeppelinflughafen Wursterheide. Cuxhaven in Alarmzustand!

1914 – 1918
Im ersten Weltkrieg blieb es dem Fort erspart, sich einer feindlichen Invasionsflotte stellen zu müssen, zumal die neu entstandenen Nachbarwerke mit moderner Bewaffnung weitere Verstärkungen darstellten und dies dem Feind bekannt war.

1918 – 1939
Nach dem ersten Weltkrieg wurden aufgrund der Bedingungen des Versailler Vertrages die restlichen Geschütze demontiert. Das Fort selbst durfte als Küstenbefestigungsanlage erhalten bleiben und diente von nun an als Munitionslager, bis es noch vor dem zweiten Weltkrieg zur Flakstellung aufgerüstet wurde.

1939
Am 2. September 1939 um 18.24 Uhr wurden der Batterie Kugelbake drei feindliche Wellington-Bomber elbabwärts gemeldet. Um 18.25 Uhr eröffnete die Batterie das Feuer. Ein getroffener Bomber ging bei dem Feuerschiff „Elbe1“ nieder. So erhielt die Batterie Kugelbake den ersten Abschluss der Küstenflak zugesprochen.

1945
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges und einer kurzfristigen Belegung des Forts durch die Schotten, später durch Minensucher erfolgte die erste zivile Nutzung. Angesichts der großen Flüchtlingsströme und der entstandenen Wohnungsnot lag es nahe, die vom Militär geräumten Bunker und Kasematten für Wohnzwecke bereitzustellen. So fanden 24 Familien Unterkunft im Fort. Sieben Wirtschaftsbetriebe bauten sich hier eine Existenz auf.

1969
schlossen sich die Tore des Forts auf unbestimmte Zeit. Die Natur eroberte sich das Gelände und Gemäuer zurück.

1972
Die Stadt Cuxhaven kaufte das Fort und trug sich mit dem Gedanken, dort ein Hotel und Spielcasino zu errichten.

1991
Das Fort wieder kennen zu lernen wurde im Rahmen eines internationalen Künstlersymposiums unter dem Thema „Schützen, Wappnen, Entrüsten“ möglich.

1992
entschloss man sich für den Erhalt des Forts, das unter Denkmalschutz gestellt war. Zu diesem Zweck wurden von Land Niedersachsen 5.859.000 DM (EG-Fond und Strukturhilfe) und von der Stadt 661.000 DM zur Verfügung gestellt. Diese Mittel sollten eine Wiederherstellung der Festungsanlage und Öffnung für die Öffentlichkeit ermöglichen.

1994
Nach zwei Jahren Restauration wurden die ersten geführten Besichtigungen ab 6. August 1994 vom Veranstaltungszentrum angeboten.
Wer von der Aussichtsplattform des restaurierten Forts Kugelbake blickt, dem wird die einmalige Lage deutlich vor Augen geführt, da das schiffbare Fahrwasser direkt am Fort vorbeiführt. Diese exponierte Lage und deren strategische Bedeutung erkannten bereits die Militärs unter Napoleon. Der Ruf nach einer militärischen Sicherung der Küste wurde 1859 abermals aktuell, als sich Österreich mit Frankreich im Krieg befand.

Vorausschauend hatte eine Kommission im preußischen Kriegsministerium einen entsprechenden Antrag vor dem Bundestag in Frankfurt eingebracht. Unterbrochen wurden diesbezügliche Planungen durch einen erneuten deutsch-dänischen Krieg im Jahre 1864. Im Jahre 1867 wurden die Entwürfe des preußischen Ingenieurcorps für drei zu erstellende Befestigungsanlagen vorgelegt. Eine der Anlagen war das Fort Kugelbake. 1868 wurde der Bau des Forts durch das Kriegsministerium genehmigt.

Baumeister:
Die Planungen leitete der preußische Hauptmann Labes.
Die Bauausführung lag in den Händen des Cuxhavener Bauunternehmers Grabowsky.

Besonderheiten:
Einzige noch erhaltene Marinefestung Deutschlands und die größte ihrer Art. Letztes Fort in Cuxhaven, das im Ersten Weltkrieg die stärkste Festung des Deutschen Reiches darstellte. Standort des größten Scheinwerfers der Welt im ersten Weltkrieg.

Reiseinfos:
Besichtigt werden kann hier das gesamte Fort von innen. Eine deutsche Heeres-Flak, Kaliber 8,8 cm, eine Flak mit Schildkrötenpanzer, einziges frei in Europa zu besichtigendes 10,5 cm Geschütz außerhalb einer militärischen Anlage, und ein deutsches Schiffsgeschütz, Kaliber 8.8 cm von 1900 sind dort ausgestellt. Außenbereiche des Forts, wie der Wallgraben und der trockene Graben mit Schartenmauer, sind frei zugänglich.

Führungen:
Geschulte Führer geben Einblicke in 130 Jahre Fortgeschichte. Aus Haftungsgründen (die Teilnehmer müssen einen Haftungsausschluß unterzeichnen) ist der Besuch des Forts nur in geschlossenen Führungen nach Anmeldung möglich. Die Dauer der Führung beträgt maximal 2 Stunden. Leider können nur maximal 30 Personen pro Führung teilnehmen, deshalb ist eine vorherige Anmeldung unbedingt erforderlich. Ein Terminplan für die Führungen entnehmen Sie bitte hier.